Bei einem Jazzfrühschoppen in München greift ein begeisterter Zuhörer zum Instrument des Trompeters der Band, weil er selber als Student solche Musik gespielt hatte. Schon nach wenigen Tönen wird ihm, mangels Übung, schwarz vor den Augen: der Gast-Trompeter geht ganz langsam in die Knie. Ein anderer Gast, der das bemerkt, ihn stützt und ihm wieder auf die Beine hilft, meint: "Toll hast Du gespielt! Ich spiele Klarinette! Wollen wir eine Band aufmachen?"
Das war die Geburtsstunde der Charivari Jazzband. Die beiden suchten und fanden schnell die übrigen vier Instrumentalisten. Und im Dezember 1978 stand die Band, bestehend aus Trompete, Klarinette, Posaune, Banjo, Baß und Schlagzeug. Alles nicht mehr ganz junge Amateure, die diese Musik bereits in ihren "frühen Jahren" gespielt hatten.
Zunächst wurde im stillen Kämmerlein, quasi als "Hausmusik" geprobt. Aber ganz langsam und auch unaufhaltsam wuchs dann bei der Band der Wunsch, irgendwann wieder auf der Bühne zu stehen. Nach dem ersten Auftritt in einer Wirtschaft in Machtlfing war klar: die Band braucht Auftritte. Ohne Auftrittsziel würde die Band wieder auseinanderfallen.
Christian Döring, der Trompeter der Band und aus Gauting, bekam eines Tages den heißen Tip, doch mal beim damaligen Wirt des Gasthaus Böck im nahen Unterbrunn anzuklopfen, ob er vielleicht an einem Jazzabend interessiert sei. Es bedurfte einiger Versuche, den bodenständigen Gastronom zu überzeugen, aber:
Am 3. November 1979 war es so weit: die Charivari Jazzband spielte zum ersten Mal im stimmungsvollen Saal des Böck. "Es war brechend voll, es swingte und es war ein riesiger Erfolg beim Publikum!" Der erst so skeptische Wirt machte mit der Charivari Jazzband noch am selben Abend den nächsten Termin fest. 25 Jahre später kramte Bandleader Christian im Archiv und förderte einen historischen Zeitungsausschnitt zu Tage.
Seitdem spielt die Charivari Jazzband regelmäßig alle 3-4 Wochenenden beim Böck in Unterbrunn. Der "Dixieland in Unterbrunn" ist zum renommierten Markenartikel in Sachen Jazz weit über den Raum Starnberg/München hinaus geworden.
Jüngster Höhepunkt in der Bandgeschichte: auf Einladung und Vermittlung der Toll House Jazz Band aus Columbus, Ohio ging die Charivari Jazzband im Oktober 1998 auf Tournee ins Heimatland des Jazz, nach USA. Was kaum einer zu hoffen wagte, die Tournee war ein voller Erfolg. Lesen Sie hierzu unser inoffizielles Tagebuch.
Schon im Juli 1999 konnte man Wiedersehen feiern: Charivari Jazzband und Toll House Jazz Band trafen sich in und um München zu zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen, um nach solcher Vorbereitung zusammen auf dem Jazz Festival von Bruneck in Südtirol aufzutreten.
Offenbar ein Auftritt, der sich bis in den Süden herumsprach. Jedenfalls traf alsbald eine E-Mail aus Sardinien ein, mit der Einladung zu dem Ende Juni 2000 stattfindenden Festival Le vie del Dixieland. Fazit nach einer wunderschönen Woche: vier gute Konzerte, viele neue Freunde und eine Homepage auf italienisch! Details entnehmen Sie bitte unserem inoffiziellen Tagebuch.
Dazwischen lag ein sehr wichtiges Ereignis für die Band: die Charivari Jazzband nahm ihre erste CD auf.
2001 war die Charivari Jazzband gleich auf zwei Festivals vertreten. Im Juli besuchte sie das Festival in Allinge (Bornholm, DK) und im Herbst fuhr sie zum zweiten Mal nach USA und spielte u.a. in Strongsville bei Cleveland. Alles Weitere verrät Ihnen wieder unser Tagebuch.
2002 stand ganz im Zeichen des größten und ältesten Dixieland Festivals in Dresden. Die Charivari Jazzband spielte auf 7 Veranstaltungen und genoss die wirklich einzigartige Resonanz beim Publikum. Trotz Regens stand bei der traditionellen Parade die ganze Stadt am Straßenrand!
Im November 2004 jährte sich der erste Auftritt der Band beim Böck in Unterbrunn zum 25. Mal, Grund es dort mal wieder so richtig krachen zu lassen: eine Allstar-Band mit Musikern aus USA, Kanada, Irland und Deutschland begeisterte zwei Tage lang das Publikum und die Charivari Musiker.
Anfang 2005 verabschiedeten sich Erika und Klaus Kühl in den wohl verdienten Ruhestand und übergaben den Böck an Christine und Manfred Mariß. Selbstverständlich spielte auch die Charivari Jazzband zu dieser Feier auf.
Im Oktober 2006 betrauert die Charivari Jazzband den Tod ihres langjährigen Banjospielers, Conny Griebl.
Im Juli 2007 spielte die Band eine Woche auf Festivals in Norwegen, ermöglicht wurde das durch die Empfehlung eines Zuhörers in Unterbrunn. Mehr dazu im Tagebuch.
Ein baltischer Tourist hörte und filmte die Band in Norwegen, war begeistert und schlug sie zu Hause in Litauen für ein Festival vor. So kam es, dass die Charivari Jazzband zum 15. Castle Festival in Klaipėda im Juni 2008 eingeladen wurde. Was sie natürlich gerne annahm! Bilder und Geschichten wie immer im Tagebuch unseres Chronisten.
2009 jährt sich der erste Auftritt der Charivari Jazzband im Gasthof Böck in Unterbrunn zum 30. Mal. Seit Jahresanfang hat der Gasthof einen neuen Wirt, der sich an die Anfänge allerdings kaum erinnern wird. Denn mit Martin Böck übernimmt die junge Generation der Gründerfamilie das Traditionshaus.
Im Juni 2010 war die Band auf dem Jazzfestival in Quedlinburg zu Gast.
Im Herbst 2019 sind seit dem ersten Auftritt der Band beim Böck volle 40 Jahre vergangen in denen die Charivaris 450 Mal dort gespielt haben! Das wird heftig gefeiert, wobei Freunde und Musikerkollegen aus den vergangenen 40 Jahren unterstützen wollen - sozusagen ein Dixieland Familientreffen. Bei dieser Gelegenheit kann man auch die neuen Pächter des Böck begrüßen: Simon und Anjuli Wankerl.
Die meisten Auftritte, die traditionellen Riverboat Shuffles sowie die Jubiläums-Festivals beim Böck fielen 2020 und 2021 den Restriktionen in der COVID-19 Pandemie zum Opfer. 2022 nimmt die Band unverzagt einen neuen Anlauf.
Im Oktober 2022 beerdigen die Musiker der Charivari Jazzband Rolf Häusele, der über 30 Jahre ihr Schlagzeuger war.
2024 der nächste schwere Schicksalsschlag. Im Juni stirbt nach einem operativen Eingriff plötzlich und unerwartet der Bandgründer und Bandleader, Christian Döring.